Was ist aberratio ictus?

Aberratio Ictus

Die Aberratio Ictus, auch Fehlgehen der Handlung genannt, bezeichnet im Strafrecht das Abweichen des tatsächlichen Erfolges vom beabsichtigten Erfolg. Der Täter will eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Objekt treffen, trifft aber unbeabsichtigt eine andere Person oder ein anderes Objekt. Wichtig ist, dass der grundsätzliche Erfolgseintritt (z.B. Körperverletzung, Sachbeschädigung) vom Vorsatz des Täters gedeckt ist. Es handelt sich also nicht um eine vollständige Erfolgsverschiebung, sondern um eine Fehlleitung der Kausalität.

Kernpunkte:

  • Fehlleitung der Kausalität: Der Täter will A treffen, trifft aber B.
  • Vorsatzrelevanz: Der Vorsatz des Täters muss sich zumindest auf den typischen Erfolg beziehen (z.B. Körperverletzung). Wenn der Täter beispielsweise einen Stein wirft, um jemanden zu erschrecken (also ohne Körperverletzungsvorsatz), aber der Stein trifft stattdessen jemanden und verletzt ihn, liegt keine Aberratio ictus vor, sondern eine fahrlässige Körperverletzung.
  • Rechtsfolge: Die Aberratio Ictus wird grundsätzlich nicht als Versuchslehre behandelt. Der Täter wird wegen vollendeter Tat in Bezug auf das tatsächlich getroffene Objekt und wegen versuchter Tat in Bezug auf das beabsichtigte Objekt bestraft, wenn die Voraussetzungen des Versuchs vorliegen. In der Praxis wird die Frage des Schuldvorwurfs nach dem Grundsatz "wer A will, muss auch B wollen" beurteilt.

Beispiel:

Ein Täter wirft einen Stein auf A, um ihn zu verletzen. Der Stein trifft jedoch versehentlich B, der hinter A steht. Der Täter wird wegen vollendeter Körperverletzung gegenüber B und wegen versuchter Körperverletzung gegenüber A bestraft.

Abgrenzung zur error in persona vel objecto:

Die Error%20in%20Persona%20vel%20Objecto ist anders gelagert. Hier verwechselt der Täter das Opfer oder das Objekt, aber der Erfolg tritt wie geplant ein (nur eben am falschen Opfer/Objekt). Der Unterschied liegt darin, dass bei der Error in Persona vel Objecto der Erfolg in der geplanten Weise eintritt, während bei der Aberratio Ictus der Erfolg durch eine Fehlleitung der Kausalität eintritt.

Weitere relevante Begriffe: